Zitat von Netzzeitung
Die Belgier sind empört über eine erfundene Nachricht, in der die Unabhängigkeit Flanderns verkündet wurde. Die Reportage war so authentisch, dass tausende Zuschauer beim Sender RTBF anriefen.

Eine frei erfundene TV-Reportage des öffentlich-rechtlichen Fernsehens RTBF hat in Belgien für Aufregung gesorgt. Flandern habe sich vom Rest des Landes abgespalten, König Albert II. sei auf der Flucht ins Ausland, verkündete der Sender.

Nachdem tausende besorgte Zuschauer bei dem Sender anriefen, legte ein Sprecher von Premierminister Guy Verhofstadt offiziell Protest ein. Er bezeichnete die Polit-Fiktion des öffentlich-rechtlichen Senders RTBF als «unpassenden Scherz». Eine solche Reportage sei «unverantwortlich und geschmacklos».

Der französischsprachige Kanal hatte am Mittwochabend zur besten Sendezeit mit falschen Live-Reportagen berichtet, das flämische Regionalparlament habe die Unabhängigkeit des niederländischsprachigen Landesteils ausgerufen.

Königspaar angeblich nach Kongo geflohen

König Albert II. und seine Frau Paola hätten bereits das Land verlassen, wahrscheinlich in Richtung der früheren Kolonie Kongo, hieß es. «Belgien existiert nicht mehr!» Per Liveschaltungen berichteten Journalisten aus dem Parlament und dem Königspalast, wie die französische Zeitung «Le Figaro» berichtete. Einige Medienvertreter hatten sich auch vor dem Atomium, dem Wahrzeichen Brüssels postiert, wo angeblich die Minister der Regierung Zuflucht gesucht hatten.

89 Prozent der Zuschauer hätten die Nachricht von der Spaltung für wahr gehalten, berichtete die Zeitung «De Morgen» unter Berufung auf den Sender.

In Belgien ist seit Jahrzehnten ein erbitterter Sprachenstreit zwischen Flamen und Wallonen im Gang. Die populistische flämische Partei «Vlaams Belang» setzt sich für eine Abspaltung von dem belgischen Staat ein.

1962 hatte eine Kommission eine Sprachgrenze und damit drei einsprachige Gebiete festgelegt: In Flandern wird somit offiziell flämisch, in Wallonien französisch und in Deutschbelgien deutsch gesprochen. Ein Sonderstatus gilt für die Hauptstadt Brüssel, die zweisprachig ist.

RTBF-Website völlig überlastet

Noch am Donnerstag war die Webseite des Senders völlig überlastet. Am Vorabend hatten sich vor dem Königspalast in Brüssel spontan Dutzende Belgier versammelt, um mit Landesfahnen für die Einheit des Landes zu demonstrieren.

«Zu einem Zeitpunkt, wo unser Land von separatistischen Bestrebungen erschüttert wird, ist es unverantwortlich und nicht staatstragend, glauben zu machen, dass die Flamen für ihre Unabhängigkeit gestimmt haben», sagte der einflussreiche Chef der frankophonen Sozialisten, Elio Di Rupo.

Die für Medien zuständige Ministerin der französischsprachigen Gemeinschaft, Fadila Laanan, forderte eine Untersuchung des Falls und bestellte den RTBF-Chef ein. (nz)

http://www.netzeitung.de/medien/476351.html
Kaum zu glauben, dass das sogar 89% glauben